Minimal Invasive Chirurgie

Einleitung

In den letzten 27 Jahren kam es durch die Entwicklung und Perfektionierung der sog. Minimal Invasiven Chirurgie zu teilweise spektakulären Fortschritten im Bereiche der Chirurgie des Bauchraumes und auch der chirurgischen Behandlung von Leistenbrüchen.

Unsere langjährige Erfahrung im Bereich der Minimal Invasiven Chirurgie hat uns bewogen, diese Informationsschrift zu verfassen. Die Ergebnisse von über 5000 Minimal Invasiv durchgeführten chirurgischen Eingriffen seit 1989 hat uns die Vorteile dieser sehr schonenden Operationstechnik gegenüber den ”konventionellen” offenen Operationsverfahren klar aufgezeigt.

 

Was versteht man unter Minimal Invasiver Chirurgie (MIC) ?

Die Minimal Invasive Chirurgie (MIC) ist der Überbegriff für Operationstechniken, bei welchen ein chirurgischer Eingriff im Bereiche der Bauch- oder Brusthöhle, der Leistengegend oder der Gelenke (z.B. Kniegelenk) mit speziell dafür entwickelten Kameras, Optiken und Instrumenten vorgenommen wird. Es werden dabei nur kleinste Hautschnitte durchgeführt. Diese Operationsmethode ist schonend und belastet den Körper nur minimal, da auf eine breite Eröffnung von Körperhöhlen und Gelenken verzichtet werden kann.

In dieser Informationsschrift versuchen wir auf einfache Weise, häufige chirurgische Erkrankungen und Eingriffe im Bauchraum sowie der Leistengegend (Leistenbrüche) zu beschreiben. Als Fachärzte FMH für Chirurgie, speziell Viszeralchirurgie, mit besonderer Aus- und Weiterbildung in Minimal Invasiver Bauch- und Leistenbruch-Chirurgie beschränken wir uns hier auf unser Spezialgebiet. Die Minimal Invasiven Eingriffe an den Gelenken werden von orthopädisch-traumatologisch spezialisierten Ärzten durchgeführt.

 

Welches sind die Besonderheiten der MIC-Operationsmethode?

Der technische und instrumentelle Aufwand für die Minimal Invasiven Operationsverfahren ist, verglichen mit den konventionellen offenen Operationsmethoden, ausserordentlich hoch. Dementsprechend anspruchsvoll ist die Anwendung der Minimal Invasiven Operationsmethoden. Modernste operationstechnische Geräte und Spezialinstrumente (Fernsehkameras, spezielle optische Sonden u.a.) sind erforderlich, um das Operationsgebiet einsehen zu können. Minimal Invasive chirurgische Eingriffe werden bei uns ausschliesslich in kleinen, hochspezialisierten Operationsteams durchgeführt, da gegenüber der konventionellen Operationen alle beteiligten Operateure und assistierenden Chirurgen aufgrund der grossen Komplexität dieser Methode grosse Erfahrung aufweisen und perfekt aufeinander eingespielt sein müssen. Es ist selbstverständlich, dass alle von uns durchgeführten Minimal Invasiven chirurgischen Eingriffe aufgrund unserer Ausbildung jederzeit auch konventionell durch grössere Hautschnitte (offene Operation) bei Bedarf durchgeführt werden.

 

Was kann mittels der Minimal Invasiven Chirurgie operativ angegangen werden ?

Diese Frage ist relativ schwierig zu beantworten, da die Erfahrung der einzelnen Chirurgen hier wie auch auf anderen Gebieten von entscheidender Bedeutung ist. Generell kann gesagt werden, dass heutzutage aufgrund der stetigen Entwicklung der Technik sowie der Geräte und Instrumente immer mehr Operationen schonend Minimal Invasiv durchgeführt werden können.

Einige der von uns am Zentrum für Viszerale und Minimal Invasive Chirurgie routinemässig durchgeführten laparoskopischen bzw. endoskopischen Operationen möchten wir Ihnen an dieser Stelle kurz vorstellen. Details zu den einzelnen Operationsverfahren entnehmen Sie bitte den separaten Informationen dieser Homepage:

• Leistenbruchoperation (TEPP)
• Narben- und Bauchwandbrüche, Nabelbruch
• Gallenblasenoperation (Cholezystektomie)
• Operation von Zwerchfellbrüchen und Refluxkrankheit (Fundoplicatio, BICORN-Verfahren)
• Schlauchmagen- und Magenbypassoperation, Mini-Gastric-Bypass
• Darmoperationen (z.B. Divertikelkrankheit oder Tumoren)

• Blinddarmentfernung (Appendektomie)
• Lösen von Verwachsungen im Bauchraum (Adhäsiolyse)
• Gew. gynäkologische Eingriffe (z.B. Entfernung von Eierstockzysten, Gebärmutterentfernung)
• Diagnostische Eingriffe im Bauchraum und gezielte Gewebeentnahmen (Biopsie) diverser Organe

 

 

Vorteile der Minimal Invasiven Operationsmethode

• kleinste Hautschnitte
• kaum Wundschmerzen
• schnellere Genesung und sehr rasche Wiederaufnahme der Arbeit sowie sportlicher Betätigung
• sehr kurzer Spitalaufenthalt (i.d.R. 1-3 Tage)
• kosmetisch hervorragende Resultate
• Video- und Bilddokumentation aller Operationen möglich

Für welche Patienten ist die MIC nicht geeignet?

Die MIC-Operationsmethode kann bei fast allen Patientinnen und Patienten angewendet werden. Da die Eingriffe in Narkose durchgeführt werden, bestehen lediglich Ausnahmen für Patienten, bei denen aus medizinischen Gründen eine solche nicht durchgeführt werden kann. Die Erfahrung zeigt, dass die allermeisten Patienten eine Narkose nicht als Nachteil empfinden. Ausserdem ist sie aus anästhesiologischer Sicht heutzutage die sicherste aller bekannter Narkoseformen (kontinuierliche Überwachung der Körperfunktionen, des Kreislaufes, kurzwirksame Narkosemittel etc).

 

Grenzen der MIC

Wie bei allen anderen Methoden sind auch den MIC-Operationsmethoden technische Grenzen gesetzt. Diese bestehen einerseits im aktuell vorhandenen Instrumentarium als auch in der Tatsache, dass die anatomische Orientierung auf dem Fernsehbild (heutzutage noch in den meisten Fällen) zweidimensional ist. Weiter fehlt dem Chirurgen der direkte Tastsinn. Die Patienten müssen sich deshalb im Klaren sein, dass bei jedem Eingriff durch nicht voraussehbare Komplikationen und/oder anderen Besonderheiten, allenfalls auf die offenen konventionellen Operationsverfahren umgestellt werden muss. Da dies in aller Regel in der gleichen Narkose geschieht, werden alle Patientinnen und Patienten vor der Operation von uns genauestens über die möglichen Folgen und Konsequenzen, welche sich durch die Operation ergeben können, informiert. Die sog. Umsteigerate (von MIC zu offener Chirurgie) in den letzten 20 Jahre betrug bei uns lediglich 2 auf 1000 Operationen.

 

Neuste Operationsmethode

Zunehmend werden Operationen im Bauchraum nicht mehr nur durch kleine Hautschnitte laparoskopisch mit einer Spezialkamera und dünnen langen Arbeitsinstrumenten durchgeführt. Mittlerweile können gewisse Baucheingriffe weniger invasiv und kosmetisch noch besser angegangen. Es handelt sich um zwei neue Operationsmethoden, die miteinander kombiniert werden können und die wir hier kurz erläutern.

- SILS (=Single Incision Laparoscopic Surgery)

- NOTES (=Natural Orifice Transluminal Endoscopic Surgery)

- Kombination von SILS und NOTES

 

SILS (=Single Incision Laparoscopic Surgery)

Gewisse Eingriffe können heutzutage dank modernster Technik und ausgeklügeltem Instrumentarium nicht mehr nur laparoskopisch durch mehrere 5-12mm kleine Hautschnitte im Bauchbereich durchgeführt werden, sondern benötigen lediglich noch einen einzigen Hautschnitt im Nabelbereich von ca. 1,5cm Grösse. Ein einziger kleinster Hautschnitt reicht aus, um verschiedenste Eingriffe im Bauchraum ausführen zu können. Der grösste Vorteil ist dabei das kosmetische Resultat. Operationstechnische Vorteile bietet diese Operationstechnik keine. Trotzdem werden mehr und mehr Eingriffe eben wegen der kosmetischen Vorteile mittels SILS-Technik angegangen. Operationen, die sich dafür gut eignen, sind folgende:

Diagnostische Bauchspiegelung, Gewebeentnahmen im Bauchraum, Blinddarmentfernung, Gallenblasenoperation, Eingriffe an den Eierstöcken, Sterilisation bei Frauen, Eröffnung von Leberzysten, Lösen von kleineren Verwachsungen im Bauchraum.

Weitere Operationen, die mit der SILS-Technik ebenfalls zunehmend durchgeführt werden (diese befinden sich allerdings erst in einem Anfangsstadium):

Entfernung der Milz und Niere, Schlauchmagenbildung (Sleeve-Gastrectomy) bei schwerst übergewichtigen Patienten, gewisse Darmeingriffe.

Weitere Operationen befinden sich erst im Versuchsstadium, weshalb wir auf diese hier nicht weiter darauf eingehen.

Der grösste Vorteil dieser neuen Op-Technik ist kosmetischer Natur.

Bei schwierigen Verhältnissen (z.B. massive Verwachsungen) wird der Eingriff aus Sicherheitsgründen aber wie bisher konventionell laparoskopisch durchgeführt.

Blinddarmoperationen führen wir seit 23 Jahren durch einen kleinsten Hautschnitt im Nabelbereich durch.

 

NOTES (=Natural Orifice Transluminal Endoscopic Surgery)

Hierbei handelt es sich um die neueste Entwicklung in der Chirurgie des Bauchraumes. Eingriffe werden durch bestehende natürliche Körperöffnungen durchgeführt (Mund, Scheide und After). Der grosse Vorteil dieser neuen Operationstechnik besteht darin, dass keine zusätzlichen Hautschnitte wie bisher nötig sind. Deshalb bleiben auch keine sichtbaren Narben zurück und die Gefahr von Narbenbrüchen entfällt. Auch sind diese derart durchgeführten Eingriffe in der Regel kaum mit postoperativen Schmerzen behaftet.

Leider überwiegen bei der NOTES-Technik noch immer die Nachteile. Noch fehlt für die meisten dieser Operationen das geeignete Instrumentarium, so dass lediglich ganz wenige Eingriffe mittels NOTES-Technik angegangen werden sollten. Die Technik eignet sich heutzutage lediglich für Gallenblasenoperationen bei Frauen (durch die Scheide) und für ausgewählte Fälle beim sog. Zenker-Divertikel (Ausstülpung eines Teils der Speiseröhrenwand nach aussen mit Schluckstörungen). Hier erfolgt die Operation mittels eines speziellen Instrumentes durch den Mund.

Darmoperationen u.a. werden in Studien ebenfalls mit der NOTES-Technik angegangen. Diese Eingriffe sind aber noch nicht etabliert und benötigen weiterer Forschung und Entwicklung.

Kombination zwischen SILS und NOTES

Für diverse Eingriffe im Bauchraum ist eine Kombination zwischen den beiden oben genannten neuen Verfahren sicherlich besser und sicherer als die alleinige Anwendung einer einzelnen Op-Technik. Das wichtigste Kriterium ist und bleibt eine sichere und beherrschbare Operationstechnik, auch wenn sich kleinste Narben oftmals nicht gänzlich vermeiden lassen.